09.07.2013: „Nimm zuerst ein kleines Boot“ – dies tiefsinnige Buch des Amerikaners Richard Bode zeigt faszinierend philosophische Aspekte des Segelns. Der Literaturwissenschaftler hebt in ihm hervor, wie besonders kleine Boote hervorragend für große Schiffe und lange See- bzw. „Lebensreisen“ trainieren können.
Jugendwanderkutter sind mit 8,50m Länge zwar nicht mehr „ganz kleine Boote“, doch durch ihre unmittelbare Nähe zum Wasser und Wind – sie können auch kentern! – eignen sie sich hervorragend für abenteuerliche Klassenfahrten und zur Schulung sozialer Kompetenz. Vier Kutter aus Holz sowie einer aus GFK sind im Einsatz bei Event Nature an der Schlei, der Jugendabteilung der Globetrotter-Akademie.
Ein besonderes Highlight dort ist alljährlich der „Probetörn“ von über 50 Jugendlichen verteilt auf fünf Kutter, die hier ihre seglerischen und sozialen Kompetenzen zeigen und trainieren. Damit können 34 von ihnen auf den „Haupttörn“ kommen: die halbjährige Reise in die Karibik mit ihrem „Klassenzimmer unter Segeln“ (KUS) auf dem Kieler Großsegler THOR HEYERDAHL.
Meine bereits mehrjährige Arbeit auf den Kuttern als erlebnispägagogischer Segellehrer ist mir eine sehr wichtige Grundlage auch für Segelprojekte, die sich in Zukunft während Segelreisen neben den sozialen auch stärker mit ökologischen Aspekten beschäftigen sollen.
Die letztjährige Segelreise mit dem Bildungslogger LOVIS zusammen mit der Uni Flensburg (Bilder dazu hier, Review und Berichte hier) umfasste bereits zahlreiche dieser inhaltlichen Aspekte.
Jetzt liegt dieses Schiff aufgrund fragwürdiger Auflagen der Berufsgenossenschaft Verkehr im Hafen von Greifswald an der Kette und darf nicht fahren – eine Gefahr, die vielen Traditionsschiffen droht. Bereits Anfang Juni berichtet die taz in diesem Artikel vom „Bildungssegler in Not“. Aktuelle Informationen sowie eine Petition gibt’s hier – bei Anteilnahme bitte unterzeichnen! Danke!!!
Beim Protest während der Windjammerparade am Ende der Kieler Woche zeigten viele Kapitäne und Crews mit deutlichen Signalen ihren Unmut über die für viele Traditionsschiffe existenzbedrohliche Lage.
Sehr erfreulich für zukünftiges „Klimasegeln“ – weiter gefasst als Segelfahrten mit ökologischen Aspekten – ist eine intensive Zusammenarbeit mit Sea & Coast. Hervorragend geeignet für intensiven Naturkontakt sind dabei die Segelreisen des schmucken 21m langen Schoners SAMYRAH, auf dem ich erfreulicherweise seit Dezember letzten Jahres als Skipper fahren kann.
Der bekannte Schiffsbauer R. D. Culler konstruierte den Zweimaster 1982 in Venedig mit formverleimtem Holzrumpf. Während der Kieler Woche zeigte dies flotte Schiff seine guten Segeleigenschaften, da mit ihm trotz der zig anderen Kähne die Förde aufgekreuzt werden konnte – ein sportliches Erlebnis für die Crew mit vielen, vielen Wenden…
Spannende Naturbeobachtung wird dann beispielsweise ab dem 21. September auf einer Walbeobachtungs-Tour möglich sein, die zeitgleich mit der in Kiel stattfindenden Traditionssegler-Regatta beginnt. Bei der Segelreise werden wir Schweinswale in ihrem Herbstzug durch die Belte und Sunde Dänemarks suchen. Es sind noch Plätze an Bord frei – genaueres dazu hier.
Doch bis dahin wird es noch einen langen und äußerst spannenden Segeltörn geben. Dazu in den nächsten Tagen mehr!