15.08.2018: Alle Segel gesetzt, die leichte Brise schiebt bei strahlendem Sonnenschein unsere schmucke SAMYRAH sanft zwischen den faszinierend Schären mit ihrem glattgeschliffenen, blankliegenden Gestein hindurch: ein Seglertraum! Doch gibt’s auch vieles, was diesen Traum platzen lassen und uns aufwecken kann, denn gerade die Nähe zur Natur lässt viele durchgreifende Veränderungen tief erleben!
Über Wochen erlebten wir in den schwedischen Schärengärten und dem Oslofjord großartige Naturschauspiele aus unmittelbarer Nähe. Umso mehr erschütterten da ein Waldbrand, der direkt vor uns entstand und ebenso bei Ankunft in Oslo ein Sturm von einer Stärke, die es dort mindestens seit Jahrzehnten nicht gegeben hatte – so wurde uns von vielen Seiten versichert. Ein deutliches Zeichen dafür waren umgestürzte Bäume und die Sperrung von Teilen der Innenstadt, da sich dort Gerüstteile losgerissen hatten – wie mir die Crew berichtete, während ich noch vorsorglich an dem wild im Hafen tanzenden Schiff geblieben war.
Die von Gletschern der letzten Eiszeiten glattgeschliffenen Granitblöcke der Schären an der Küste Schwedens und Norwegens faszinieren mich bereits seit Jahrzehnten sehr, diese wunderschöne Landschaften sind einfach beeindruckend! Majestätisch war’s dazwischen mit allen sechs gesetzten Segeln hindurchzuziehen: die 160 Quadratmeter Segelfläche ließen uns auch bei den zumeist nur sehr schwachen Winden wenigstens langsam vorwärtskommen und ermöglichten es, auch in Schwachwindzeiten zu segeln. In Ankerbuchten gluckst das Wasser am Rumpf, stimmungsvolle, über Stunden sich hinziehende Sonnenunter- und Aufgänge zeigen die so wunderbare nordische Stimmung – auch wenn Wassertemperaturen in dem „Jahrhundertsommer“ von bis zu 23 Grad eher an südlichere Gefilde denken ließen…
Spätestens als wir zufällig an einem sich gerade entwickelnden Waldbrand vorbeikamen sowie als beißender Brandgeruch im Hafen von Göteborg die sehr nahen Waldbrände anzeigte – da erlebt man unmittelbar, wie absolut ungewöhnlich, ja, wohl natürliche Grenzen überschreitend dieser Sommer war. Dies fordert unmittelbar auf, nicht länger abwartend zu beobachten, wie sich ganz augenscheinlich vieles in der Natur dramatisch verändert – und der Klimawandel hat daran mindestens einen entscheidenden Einfluß. Und damit unsere Form des Wirtschaftens, unser unfassbar große Energiehunger und die Lebensweise, die ganz offensichtlich in vielen Bereichen eine „Bodenhaftung“ verloren hat und natürliche Grenzen missachtet oder sogar sprengt. In einem sehr dringlichen Apell weist Sven Harmeling (Klimaexperte von CARE international) darauf hin, dass „in den USA, Griechenland oder Schweden sorgen schwere Waldbrände für Noteinsätze. Einige dieser Länder treffen die schwerwiegenden Auswirkungen des Klimawandels zum ersten Mal.“ (hier der gesamte Artikel zum Erdüberlastungstag).
Die Faszination durch das unmittelbare Erleben der Natur beim Segeln soll gerade auch für solche Veränderungen sensibilisieren – und die Schönheit auch dieser Region kann hoffentlich auch aus diesen Bildern sprechen und zum intensiveren Schutz auffordern?!