19.05.2016: Der Frühling weckt nun auch an der Ostsee die Boote und Schiffe aus dem Winterschlaf, sie ziehen froh übers Meer und tanzen endlich wieder auf den Wellen! Ja, direkt hier vor unserer Haustür, an der deutschen Waterkant, erstreckt sich ein vielseitiges und großartiges Segelrevier, welches es im Sommer wieder zu erkunden gilt. Und weitere Erfahrungen zu sammeln auf den unendlichen „Lernfeldern“ Meer und Segeln, Wind, Wellen, Wolken und Wehmut…
Ja, natürlich auch immer wieder Wehmut nach dem „ganz großen, weiten Meer“: dem Atlantik und anderen riesigen „Blauwassern“. Doch ebenso wie bereits auf der Schlei, dem Seitenarm der Ostsee zwischen Eckernförde und Flensburg, unter hervorragenden Lernbedingungen für die Ostsee und die großen Ozeane „trainiert“ werden kann – so kann man eben auch sehr gut in der Inselwelt der „Dänischen Südsee“ beispielsweise für die Kanarischen Inseln wichtiges lernen. Immer wieder faszinieren die Kap- und Düseneffekte: wie der Wind um Inseln herumgebogen wird und dabei teilweise geradezu „zornig“ werden kann – voller Winddreher und starker Böen, mit denen der Segler kämpfen muss und die ihn und das Schiff aufs äußerste fordern können.
Auf den Kanaren findet all dies mit Blick auf den majästätischen Pico del Teide statt. Da ich glücklicherweise noch bevor er ein „Schneekleid“ trug auf den beeindruckenden Gipfel aufsteigen konnte steht er mir besonders nah. Beispielsweise suchte ich bei Sonnenaufgang immer wieder den „Gegenblick“: hinauf zum Pico von Gomera aus, welches ich im Morgenlicht weit unter dem rund 3.700m hohen Gipfel im Meer liegen gesehen hatte. Und auch während des Segelns zieht der Gipfel den Blick ungeheuer stark an – besonders mit großer Schneekappe. Eine große Freude dies alles beobachten und fotografieren zu können!
Neben den vielseitigen Inseln fasziniert das schier unendlich facettenreiche Meer ungeheuer stark. Schon direkt nach dem Auslaufen aus dem Hafen ergreift einer der wesentlichen Eigenschaften des Meeres das Segelschiff und seine Crew: es wird mal sanf, mal ruppiger „durchgeschüttelt“ – der mächtige Wasserkörper ist ständig in Bewegung. Höchstens bei absoluter Flaute kann er sich mal so stark beruhigen, dass kaum Schwanken auf dem Wasser wahrgenommen werden kann – manchmal auch ein sehr beruhigender und angenehmer Zustand besondres für diejenigen, für die das Meer noch „Neuland“ ist…
Doch warum übt das Segeln eine so ungeheure Faszination und teilweise geradezu Magie auf Seeleute und auch meist sofort nach ersten Erfahrungen auf „Landratten“ aus? Vermutlich gibt’s da so viele Facetten wie Segler – und alles auf dieser gemeinsamen Grundlage: auf dem Meer ist nichts einfach selbstverständlich, die Möglichkeit zu Scheitern und unterzugehen spielt immer (vermutlich oft auch nur unbewusst) mit und erfordert von allen Beteiligten, dass sie sich aufeinander verlassen können und zusammenhalten. Aussteigen kann ja niemand während der Fahrten – ein sicherer Hafen muss ja auf jeden Fall erreicht werden.
Natürlich sind diese Aspekte bei Leichtwindfahrten und „Urlaubstörns“ mit kleinen Entfernungen zwischen den Häfen nur sehr schwach ausgeprägt, doch scheinen auch Neulinge an Bord schnell eine entsprechen intensive Atmoshäre zu spüren. Denn so schön die Fahrten auf dem Meer sind – gerade nach stürmischen, schwierigen Fahrten setzt das sichere Festmachen im Hafen oftmals eine so große, tiefe Freude frei, dass das Land anschließend intensiver erlebt werden kann. Auch dies gehört zum Segeln…
Ja: Segeln tut not und ist zusammen mit dem wunderbaren Meer ein großartiges „Lernfeld“!
In der Bildergalerie ein paar Eindrücke vom Segeln zwischen den Kanarischen Inseln – viel Freude beim „Mitsegeln“!