26.09.2020: „Fridays for Future“ demonstrierten gestern wieder rund um den Globus und wurden in der Öffentlichkeit stark wahrgenommen – und mit Punktlandung kam unsere SAMYRAH von Kopenhagen-Törns zurück nach Eckernförde. Gegen den dreckigen Schiffsverkehr hatten wir mit der AVONTUUR auf unserer „Mission Zero“ ein deutliches Zeichen gesetzt. Nun brachte unser Gaffelschoner aktive Mitsegler klimafreundlich übers Meer und es ihnen näher. Auch dies alles sind weitere Schritte zum tiefgründigen Klimaschutz!
2009 hatten wir in Kopenhagen mit Schiffshörnern für den Klimaschutz demonstriert, 2020 klang’s in Kiel sehr anders: schrille Fahrradklingeln riefen zum Umsteigen auf. Und tausendfach bringen sie einen starken „Revolution-Sound“ – und bewirken schon mal direkt, dass die Räder auf zahlreichen Straßen in Kiel im Feierabendverkehr erstmal stillstehen.
Demonstriert haben neben den Schülern ebenfalls tausende Studenten, Eltern und Großeltern, insgesamt wird die Teilnehmerzahl mit knapp 3.000 oder über 5.000 beziffert, je nachdem, ob die Polizei oder die Veranstalter sie angeben. Bericht und Videos des NDR unter: „Fridays for Future“: Klima-Demos von Pellworm bis Fehmarn.
In mehreren Gruppen ausgeschwärmt waren die Fahrräder sehr präsent im Stadtbild und ganz sicher haben auch viele der Autofahrer das Klingeln der Räder noch lange in den Ohren und im Kopf behalten. Hoffentlich auch mit Bildern fröhlich winkender Radfahrer, denn es herrschte eine fröhliche und freundliche Atmosphäre. Das Blockieren soll nicht Zeit rauben, sondern zum Umdenken anregen…!
Zwar naheliegend in unserer Stadt am Meer, doch speziell als Bild im Vordergrund vor einem Schiffsausrüster ist für mich der direkte Bezug zum Ozean eine große Freude und „Rückenwind“ auch für meine Arbeit als Segler!
Mit dem Gaffelschoner SAMYRAH, unserem Hamburger Zweimaster, zog ich am 5. September von Neustadt aus nach Norden gen Kopenhagen. Fast kein Wind über zwei Tage brachte dann den Mitseglern des fünftägigen Törns ein besonderes Highlight: eine Nachtfahrt unter sternklarem Himmel!
Und zum Dank für diese „Nachtarbeit“ holten wir wieder so viel Zeit auf, dass wir am nächsten Tag auf der dänischen Insel Møn zu den äußerst beeindruckenden Kreidefelsen wandern konnten.
Ein großartiges Erlebnis war’s dann für die Mitsegler des nächsten Wochentörns von Kopenhagen aus, als wir vor diesen bis zu 143m hohen Kreidekliffs ankern konnten – und die Morgensonne die rund 80 Millionen Jahre alte Kreide in schönstes Licht tauchte.
Ein starkes Beispiel dafür, wie nah man mit dem Segelschiff der Natur kommen und wie abwechslungsreich bereits die einwöchige Reise sein kann: auf den 50 Seemeilen von Kopenhagen nach Süden zu den Kliffs hatten wir uns durch ordentlichen Seegang gekämpft.
Auch da brach zwischendurch die Sonne so durch, als wollte sie diesen „wilden Tanz“ mit einem ganz speziellen, geradezu dramatischen Licht beleuchten. Für die Faszination durch intensive Seefahrt war’s großartig!
Die Woche war dann durch Starkwind geprägt – doch schon auf dem nächsten Törn durften wir anfangs all unser Können bei wenig Wind unter Beweis stellen: denn da gilt’s dann geschickt noch etwas Fahrt herauszukitzeln.
Schön, dass wir auf unserem Gaffelschoner sogar einen sogenannten „Fisherman“ zwischen den Masten setzen können, einem mit 45 qm fast so mächtigen Segel wie unserem Großsegel mit 47qm – und dies bis zur 22m hohen Mastspitze. Dies Segel fängt immer wieder Wind ein, auch wenn wir ihn an Deck kaum spüren können. Und der Anblick fasziniert auf dem Schiff und um es herum!
Da wir corona-bedingt sehr kurzfristig unsere Route ändern und leider nicht wie geplant nach Göteborg segeln wollten gab’s in diesem Jahr keine Fahrten in die so beeindruckenden Schärengärten, die ich in den letzten Jahren immer wieder in Beiträgen auftauchen (z.B. „Klimaschutz treibt stark an: in Oslo, Bonn & Kiel„). Doch schon knapp 50 Seemeilen nördlich von Kopenhagen konnten wir einen südlichen Vorposten der Schären finden.
Dort sahen wir direkt, wie das harte Gestein der Granite des sogenannten „kristallinen Grundgebirges“ verkratzt wurde – durch die Gletscher vor gerade mal einem geologischen Wimpernschlag: vor rund 20.000 Jahren. Ja, klimatische Veränderungen können schnell gehen, zumindest sehr schnell im Vergleich zum Alter dieser Gesteine in Skandinavien, welches mit 1,8 – 1,9 Milliarden Jahre angegeben wird.
Fast schon beruhigend, wenn direkt bei Ansteuerung von Kopenhagen „die alten Zeiten“ dann doch nur gut ein Jahrzehnt zurückliegen: unsere Fahrt zur UN-Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen. Die Bilder wurden durch die Schiffs-Begegnung mit dem wunderschönen Traditionsschiff aus dem Amalien-Hafen der dänischen Hauptstadt, mit dem Schoner HALMØ, stark forciert: denn er sieht dem Marstalschoner ZUVERSICHT (der jetzt dringend Unterstützung baucht!) sehr ähnlich, mit dem wir „damals“ über die winterliche Ostsee aufgekreuzt waren und dann während einer Segel-Demo zusammen mit vier weiteren Traditionsschiffen unsere Segel für den Klimaschutz gesetzt und lautstark auch mit unseren Schiffshörnern protestiert hatten.