29.11.2022: Große Herausforderungen auf ganz verschiedenen Ebenen, die alle Kräfte fordern: sowohl nach der UN-Klimakonferenz COP27 in Ägypten als auch bei erneut größeren Arbeiten am Schiff! Nach dem gewaltigen Refit im Frühjahr an unserer SAMYRAH müssen wir leider nochmals kräftig ran und lassen die Maschine durch eine komplett neue austauschen. Lässt sich das Bild übertragen und ist es auch auf der COP am Roten Meer gelungen mit dem Fonds für Schäden und Verluste den Verhandlungsprozess zumindest in einem Punkt neuen Schwung zu geben – oder war’s eine sprichwörtlich in den Sand gesetzte Veranstaltung, die laut FAZ von deutschen Teilnehmern als „Weltklimaanlagenkonferenz“ verspottet wurde?

Hochgedrehte Klimaanlagen zeigen absurde Maßnahmen der Veranstalter, denn während einer Klimakonferenz auf der Sinai-Halbinsel mit Außentemperaturen von 28º C wurde über zu kalte Räum mit Temperaturen von 15º C geklagt. Doch immerhin ist die Konferenz auch unter den momentan extrem schwierigen Bedingungen durch den Ukraine-Krieg und die Energiekrise nicht gescheitert – dies wird als Erfolg angesehen, denn während der Verhandlungen meldete die FAZ: „Die Konferenz kann wirklich crashen„. Sogar die taz schreibt postitve Worte zum Durchbruch, dass es nun endlich einen Fonds zum Ausgleich der Schäden und Verluste geben wird. Wenn auch unter sehr kritischem Titel: „Schadenersatz – und viel Schaden„.

Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck bezeichnet auf den Seiten des BMZ das Ergebnis der Konferenz als eines, „was uns nicht zufrieden machen kann.“ Auch wenn er betont, dass ein Rückfall hinter die Beschlüsse von Paris und Glasgow verhindert werden konnte und es als gut ansieht, dass die Industriestaaten nun für eine finanzielle Unterstützung besonders verwundbarer Staaten „in der Pflicht stehen“. Aussenministerin Annalena Baerbock betont das gemeinsame Auftreten von „Team Deutschland“ als sehr positiv – während sie ebenfalls klar schreibt: „Die Lücke zu 1,5 Grad steht weiter klaffend offen, und einige Staaten haben jeden Versuch blockiert, sie ein Stück zu schließen.“ Diese Blockade nimmt sich ein Kommentar im Spiegel vor und bringt gleich im Titel seine Meinung zum Ausdruck: „Im Hintergrund agieren die Saboteure„.

Sehr ausgewogen, dabei kurz&knapp, fasst die Bundeszentrale für politische Bildung die verschiedenen Ergebnisse zusammen und stellt sie auch in den Kontext der früheren Klimakonferenzen. Auch massive Kritik an der Konferenz wie beispielsweise von der NGO Oxfam wird wiedergegeben, denn für sie gibt es nur ein „deprimierendes Ergebnis“. Zudem wird darauf hingewiesen, was die dringende Notwendigkeit vom Handeln JETZT klar zum Ausdruck bringt: dass die CO₂-Emissionen 2021 den höchsten Stand aller Zeiten erreicht haben!

Ein wesentlicher Treiber der Klimaerwärmung ist der Handel, in besonderem Maße der Seehandel mit der gigantischen Welthandelsflotte, die im Jahr 2021 knapp 11 Milliarden Tonnen Fracht über die Meere schipperte. Dem Handel wird in diesem Reuters-Artikel hohe Bedeutung beigemessen und es gäbe die Möglichkeit, über eine starke Handelspolitik eine Menge zum Schutz des Planeten beizutragen. Jedoch sei der Handel auf der Klimakonferenz kaum thematisiert worden und er müsse unbedingt eine zentrale Rolle auf der COP28 in Dubai im November 2023 bekommen. Wie außerordentlich kompliziert nicht nur die Verhandlungen im Allgemeinen, sondern konkret der Punkt Schäden und Verluste ist, dies gibt ein gestern erschienener Überblick von Reuters sehr detailliert wieder. Denn die Emissionen der Vergangenheit müssen mit einbezogen werden – und schon da gibt es starke Differenzen der Betrachtungsweise… und erheblichen Widerstand.

Ich will hier nicht auf die Details eingehen, denn insgesamt ist’s für mich ähnlich einer „Bedienungsanleitung“ für eine sehr komplizierte Maschine… und eine solche haben wir nun auf unserer SAMYRAH! Wir hoffen sehr und arbeiten daran, dass damit unser großer Refit wirklich ein Ende findet – auch wenn natürlich noch immer weitere Arbeiten nötig sein werden. Doch die großen, alles beherrschenden Baustellen, sollen damit geschlossen werden. Vor knapp zwei Wochen konnte ich noch einen Blick auf die lediglich eingesetzte, aber noch nicht angeschlossene Maschine werfen. Jetzt bin ich sehr gespannt auf die erste Testfahrt am Wochenende!

Während die Arbeiten an Bord von der „Lütten Werft“ in Eckernförde durchgeführt wurden, haben wir Eigner und Betreiber den Törnplan für das nächste Jahr beschlossen – und zudem noch so manches im Hintergrund vorbereitet… Ein Highlight wird für mich die Fahrt zusammen mit Geograph*innen und ihrem Professor Malte Steinbrink der Universität Passau sein, mit denen wir ein „SustainBALTIClity“ segeln werden. Dabei haben wir uns als Ziel gesetzt: „Auf dem Segelschiff lernen wir gemeinsam völlig klimaneutral und direkt in der Natur, erproben neue Blickwinkel und steuern Kurse auf eine nachhaltige Entwicklung.“ Für mich eine großartige Synthese aus Segeln und Geographie, auf die ich mich riesig freue! Und auch sonst sind spannende Törns geplant: einfach mal genauer nachkieken – oder sonst frischen Wind beim „Höhenflug“ über das Schiff zwischen schwedischen Schären aus diesem Sommer tanken.

(Törnplan wird aktualisiert. Für neueste Version & mehr Infos auf der Webseite des Schoners einfach Törnplan anklicken).

Drohnenaufnahme vom Journalisten Jörg Pfeifer vom Segelwerk.